Kleidungsstile, Handzeichen, Uniformen und Tattoos – überall in unserem Alltag begegnen wir Zeichen. Sie verweisen auf Regeln und Gebräuche, signalisieren Gruppenzugehörigkeit, stehen für Weltanschauungen und symbolisieren Machtverhältnisse. Eine Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland widmet sich diesem Phänomen und kommt nun, nach Bonn, Leipzig und Berlin, in einer um luxemburgische Beispiele ergänzten Version auch ins Großherzogtum.

Die Ausstellung geht der „wortlosen“ Sprache der Zeichen und ihren Botschaften, aber auch den ihnen innewohnenden Missverständnissen auf den Grund. Sie beleuchtet mit rund 600 Fotografien, interaktiven Stationen, Medieninstallationen und Objekten die Bedeutung nonverbaler Kommunikation in der Gesellschaft.

Schon von Geburt an gehören zu Frauen und Männern jeweils spezifische, zeichenhafte Attribute: rosa und blau, später hohe Absätze und Krawatten. Uniformen schreiben Rollen zu, und der „Chefsessel“ ist breiter als der Stuhl des Mitarbeiters. Rocker tragen „Kutten“ als Zeichen ihrer Mitgliedschaft in einer Gruppe, Tattoos hingegen sollen dem Körper Individualität verleihen. Farben können warnen oder verführen. Herzen in Baumrinden und Vorhängeschlösser an Brückengeländern werden zu Zeichen ewiger Liebe.

Religionen bedienen sich seit jeher fester Zeichensysteme wie Gebetshaltungen oder Segnungsgesten. Doch sind auch manche Zeichensprachen mit der Zeit verschwunden. So widmet sich die Ausstellung der galanten Konversation vornehmer Damen des 18. und 19. Jahrhunderts mit Hilfe ihrer Fächer.

Die Schau hilft dabei, Zeichen entziffern zu lernen, z.B. in der Politik, wo mittels Kleidung und Körpersprache eine kalkulierte Außenwirkung in der Medienpräsenz erzielt wird. Politischer Protest greift ebenfalls auf starke, eingängige Symbole zurück: vom „Peace“-Zeichen der Friedensbewegung zu den Guy-Fawkes-Masken von Anonymous und Occupy. Und die Street Art hat ganz eigene graphische und bildliche Zeichen entwickelt, die oft nur von Eingeweihten verstanden werden.

Bedeutungen von Zeichen variieren jedoch je nach kulturellem und zeitlichem Kontext. So kann das gleiche Handzeichen in einem Land Zustimmung, in einem anderen eine schwere Beleidigung meinen. Traditionelle Symbole können ihre ursprüngliche Bedeutung verlieren und beispielsweise zu Modeaccessoires werden.

Ein Dokumentationsraum sowie ein eigener kleiner Kinosaal bereichern den unterhaltsamen und informativen Rundgang durch die Ausstellung.

Eine Ausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland

 

Datum

13. Mai > 3. Januar 2016