Kaum ein Luxemburger Stadtviertel hat eine so weit zurückreichende Geschichte wie das Pfaffenthal. 1990 stießen Archäologen im Flussbett der Alzette auf die Überreste eines römischen Brückenpfeilers. Frühmittelalterliche Urkunden belegen eine Besiedlung des Tales, noch bevor Graf Siegfried um 963 seine Burg auf dem Bockfelsen errichtete.
Während des Mittelalters und der frühen Neuzeit war Pfaffenthal eine blühende Vorstadt, in der zahlreiche Handwerker lebten. Vor allem Gewerbe, die an das Wasser gebunden waren, wie Gerber, Färber, Müller oder Brauer ließen sich an den Ufern der Alzette nieder.
Erst Vauban bezog Ende des 17. Jahrhunderts die Vorstadt in die Festung mit ein. Im 19. Jahrhundert setzte eine vorerst noch zaghafte Industrialisierung ein, während die Einwohnerzahl stark anwuchs: 1867 wohnten 2600 Menschen im „Dällchen“. Durch den Bau der neuen Zugangsstraße im Eicher Berg verlief der Verkehr in und aus der Stadt fortan an der Unterstadt vorbei, was aber dem regen Vereinsleben keinen Abbruch tat und wohl eher das Zusammengehörigkeitsgefühl der Einwohner stärkte.
Doch darf man darüber nicht die starken sozialen Unterschiede vergessen. In der Unterstadt siedelten sich ärmere Gesellschaftsschichten an: Arbeiter, Tagelöhner, Hausierer und später, ab den 1970er Jahren, portugiesische Gastarbeiterfamilien. Die Wohnverhältnisse waren zum Teil menschenunwürdig, und der Vorort Pfaffenthal stand – zumindest in den Augen der Oberschicht – in keinem guten Ruf. Die Stadtverwaltung unternahm seit den 1920er Jahren periodisch Sanierungsmaßnahmen. Der Abriss und Neubau von ganzen Häuserzeilen stieß jedoch auch auf Kritik, da er unweigerlich die gewachsene Sozialstruktur des Viertels veränderte.
Heute gilt das Pfaffenthal als eher ruhige Wohngegend. Der Bau der Bahnhaltestelle Pfaffenthal-Kirchberg und des Panorama-Aufzugs wird der Unterstadt voraussichtlich eine neue Dynamik verleihen.
Die Ausstellung spiegelt diese Entwicklungen wieder. Die ausgewählten Exponate erzählen die vielen kleinen Geschichten, aus der sich die große Geschichte zusammensetzt. Eine Vielzahl an Erzählungen vermitteln uns Einblicke in die Vergangenheit dieses Viertels. Die Ausstellung lädt ein zum Flanieren und will Ausgangspunkt sein für eine Neuentdeckung vor Ort.
Eine interaktive 3D-Applikation (
Second Life) erlaubt es den Besuchern, sich als historische Personen durch die Straßen und Gassen des alten Pfaffenthals vor der Schleifung der Festung 1867 zu bewegen.
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Entdecken Sie das Video zur Ausstellung "De Pafendall - Geschichten eines Stadtviertels"
In Zusammenarbeit mit dem
Interesseveräin Pafendall-Sichenhaff