Fühlen Sie sich arm oder reich? Die Ausstellung „Armes Luxemburg?“ gibt Einblicke in Dimensionen der Armut in Luxemburg und der Welt, von der Zeit der Formulierung der „Sozialen Frage“ um 1850 bis heute. Extreme Armut ist für uns Europäer heute ein eher fernes Phänomen, welches wir vor allem in den Entwicklungsländern verorten. Doch mit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise hat die Angst vor dem sozialen Abrutschen auch in „abgesicherten“ europäischen Staaten wie Luxemburg zugenommen.
Dies ist dem Historischen Museum der Stadt Luxemburg Anlass, in einer großen Ausstellung die Kriterien zur Beurteilung und Definition von Armut kritisch vorzustellen und in historischer Perspektive einen Überblick über das schwierige Thema zu bieten.
Die Schau umfasst fünf Themenbereiche. Zunächst werden Not und sozialer Ausschluss, wie sie heute hinter der „reichen Fassade“ Luxemburgs existieren, offengelegt. Danach wird der Besucher mit dem Phänomen Armut von 1850 (Zeitalter der Industrialisierung) bis zum Zweiten Weltkrieg konfrontiert. Anschließend wird der Blick der Gesellschaft auf Armut und Marginalität, zwischen Skandalisierung und Stigmatisierung, thematisiert. Der Nachbau eines „Laterna magica“-Kinos mit der Projektion bislang schwer zugänglichen Filmmaterials lässt die Epoche der um 1890 populären Sozialreportagen auf der Leinwand wiederauferstehen. Der vierte Bereich beschäftigt sich mit den Reaktionen auf Armut und den Maßnahmen dagegen. Im Spannungsfeld von Staat und privater Initiative wird die Frage gestellt, ob das europäische Modell des Wohlfahrtsstaates womöglich ausgedient hat. Auch die damals wie heute in engem Zusammenhang mit der Armut stehende Migration wird beleuchtet. Am Ende der Ausstellung wird der Besucher angeregt, sich persönlich zwischen „arm“ und „reich“ zu verorten. Außerdem kann er die politischen Strategien gegen Armut weltweit neu bewerten und überprüfen, ob er auch für sich selbst einen Handlungsbedarf anerkennt. Die Ausstellung schließt mit der Frage nach Zufriedenheitskriterien, die jenseits von Geld und Konsum liegen.
Zur Ausstellung erscheint ein Begleitbuch, das zu den vorgestellten Themenbereichen vertiefende, interdisziplinäre Analysen bietet.
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